Wir verlassen Griechenland und reisen in den Westen Südamerikas, nach Peru. Auf Quechua bedeutet Peru „Üppigkeit“ – und der Andenstaat macht seinem Namen alle Ehre: Das drittgrößte Land Südamerikas strotzt nur so vor Artenvielfalt. Unterschiedlichste Ökosysteme – karge Wüsten, dichte Bergwälder, schneebedeckte Gebirgszüge und tropische Amazonaswälder – liegen auf 1,3 Millionen Quadratkilometer Landesfläche dicht beieinander. Kein Wunder, dass Peru zu den 17 Ländern gehört, in denen bis zu 80 Prozent der weltweiten biologischen Vielfalt konzentriert sind. In dieser Megadiversität hat der Kaffee seinen festen Platz. Zum Beispiel im Norden des Landes, wo er in dicht bewaldeten Höhenlagen langsam heranreift – was für ein besonders üppiges Aroma sorgt.
Einwohner: 31 Millionen
Sprachen: Spanisch, Quechua und weitere indigene Sprachen
Typische Namen: Milagros, Diego, Gabriel, María, Mayra
Lebensbaum bekommt von hier: Kaffee
Eigentlich wollten wir nach Paraguay und Zitrusfrüchte suchen. Doch die spontane Einladung unseres Kaffeepartners Tomás lockt uns. Seine Kaffeeernte ist beendet, die Bohnen sind entfleischt, getrocknet und machen sich bald auf den Weg nach Deutschland. Nur der letzte Schliff fehlt noch. Und den wollen wir vor Ort erleben. Ehe wir uns versehen, sind wir unterwegs nach Lima. Nach
der Ankunft in Perus Hauptstadt geht es schnurstracks weiter. Mit dem Taxi durch die hektischen Straßen der Neun-Millionen-Metropole zum Busbahnhof. Hier steigen wir in unseren Reisebus, der uns über Nacht auf der Panamericana – der berühmten Schnellstraße, die Alaska mit Feuerland verbindet – in den Norden bringt. Die Panamericana führt uns knapp 800 Kilometer am Pazifik entlang, doch der schmale Küstenstreifen, die sogenannte Costa, entpuppt sich als karge Wüstenlandschaft. Unser Sitznachbar weiß warum: „Der kalte Humboldtstrom kühlt die Luft ab und verhindert so die Entstehung von Regenwolken. Hier an der Küste regnet es so gut wie nie.“ Heißt: Sand, Felsen und Kakteen, so weit das Auge reicht!
Nach 14 Stunden erreichen wir Chiclayo, die Hauptstadt der Küstenregion Lambayeque. Am Busbahnhof begrüßen uns 23 Grad und Sonnenschein. Und Tomás natürlich, der uns direkt in die nächste Cevichería entführt. Ceviche – kalt gegarter Fisch, der in einem Sud aus Limettensaft, Salz, Chili und Zwiebeln mariniert wurde – ist das Nationalgericht des Landes. Der Kellner serviert uns dazu gerösteten Mais und Süßkartoffeln.
Erfrischt und gestärkt geht es weiter. Wir wollen zu einem sogenannten Trocken-Beneficio, einer Verarbeitungsstation für unseren Kaffee. Auf der kurzen Autofahrt erzählt uns Tomás von seiner Kaffeeplantage nordöstlich von hier, auf der anderen Seite der Anden. „Sie liegt inmitten dichter Bergwälder, ein schwer zugängliches Gebiet. Für den Bio-Anbau ist die Abgeschiedenheit perfekt. Für die Weiterverarbeitung jedoch eher ungünstig.“ Aber
warum kann der Kaffee nicht direkt aus den Anden zum Hafen? Das Pergamino, ein helles, dünnes Häutchen, das die Bohne umschließt, muss noch entfernt werden. Erst dann wird aus den Bohnen der Rohkaffee, der für eine lange Reise nach Deutschland gewappnet ist. Und dafür braucht es eben einen großen Schälautomaten.
Im Beneficio angekommen, fühlen wir uns direkt heimisch. Wie bei uns stehen hier große Maschinen in noch größeren Hallen. Anstelle von Tee und Kräutern läuft hier heller Pergaminokaffee – Kaffee, der noch von der Hülle umschlossen ist – durch die Maschinen und über die Fließbänder. Tomás zeigt uns eine mannshohe Schäl- und Poliermaschine. Erinnert uns irgendwie an eine überdimensionale Waschmaschine. Im Inneren befindet sich eine Trommel, in der die Bohnen bewegt werden. Durch die Reibung wird ihr brüchiges Pergamino abpoliert. Am Ende kommt sauberer, so gut wie reisefertiger Rohkaffee heraus. Vor dem „Absacken“ werden die Bohnen noch mehrmals gesichtet und sortiert. Danach geht es für die Kaffeesäcke in die Hafenstadt Paita, wo das Schiff nach Hamburg schon bereitsteht.